Konsumentenforum arbeitet unsauber
Käuflicher Konsumentenschutz
Das bürgerliche Konsumentenforum lässt sich sein Magazin von einer Krankenkasse bezahlen, ohne das zu deklarieren. Pikant: Die entsprechende Versicherung kommt darin besonders gut weg. Die Zeitschrift «Beobachter» zeigt sich in einem neuen Artikel zu Recht empört. Lesen Sie hier einen Auszug.
Konsumenten vor unsauberen Angeboten schützen und ihre Interessen in die Politik einbringen: Das ist das Anliegen der Konsumentenschutz-Organisationen. In der Deutschschweiz sind es zwei: die grössere Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) mit Geschäftsleiterin Sara Stalder und das sehr viel kleinere Konsumentenforum (KF), präsidiert und geleitet von CVP-Frauen-Präsidentin Babette Sigg Frank. Das KF sieht sich als liberale Alternative zum SKS. “Anders als die eher linke Organisation hauen wir nicht alle Unternehmen in die Pfanne. Wir zeigen auch, wenn jemand etwas besonders gut macht”, sagt Sigg Frank.
Finanzierung durch Sympany. Wie man es zeigt, ist allerdings auch mal intransparent. Im Magazin “konsum.ch”, das Beobachter-Abonnenten im August als Werbebeilage erhalten haben, schreibt das Forum über Gesundheitsthemen, unter anderem über die Rückzahlung von zu viel kassierten Krankenkassenprämien. Besonders vorbildlich tue das Krankenkasse Sympany, ist da zu lesen. Sie erstatte Überschüsse direkt den Versicherten zurück. Was das KF nicht schreibt: Sympany finanzierte das Magazin. Die Kooperation wird aber mit keiner Zeile erwähnt. Ein Impressum, für ein publizistisches Produkt eigentlich gesetzliche Pflicht, fehlt.
Die fragwürdige Finanzierung ist nur aufgeflogen, weil die Versicherung selber die Werbebeilage in Auftrag gab, die sich in letzter Minute als Magazin des Konsumentenforums entpuppte. Die Versicherung gab auch das “Gut zum Druck”. “Wir haben den Artikel über die Krankenkassen nicht im Auftrag von Sympany verfasst”, unterstreicht Sigg Frank. “Erst nachdem sich zeigte, dass die Kasse in unserem Vergleich sehr gut abschneidet, haben wir sie wegen der Finanzierung angefragt.” Dass sich das Konsumentenforum überhaupt von einer Versicherung bezahlen lässt, sieht sie nicht als Problem. “Wir werden künftig einen Sponsor aber erwähnen.”
Es ist wohl das erste Mal, dass sich Konsumentenschützer von einer Versicherung unter die Arme greifen lassen und gleichzeitig Finanzhilfen vom Bund kassieren. Der Staat unterstützt einzelne Leistungen zu maximal 50 Prozent, wenn sie den Vorgaben des Konsumenteninformationsgesetzes entsprechen. Ein Magazin mit journalistischen Beiträgen zu Konsumthemen würde das erfüllen. “Wir werden für die Gesundheitsausgabe aber keine Unterstützung beantragen”, versichert Sigg Frank.
Finanziell seit Jahren unter Druck wagt sich das Konsumentenforum immer wieder auf dünnes Eis. Im Juli berichtete der «Blick» über ein Schreiben, das um Gönner warb. Für 5000 Franken hätten die Mitglieder “bis zu vier politische Vernehmlassungen pro Jahr mit dem Konsumentenforum verfassen” können. Der Expertenbeirat des Forums stoppte die Übung in letzter Minute. Sie hätte eine bezahlte politische Beeinflussung des Forums ermöglicht.
Qu. Beobachter vom 31.08.2018 | Peter Johannes Meier